top of page
20200226_103225_edited_edited.jpg

WIE ALLES BEGANN

Vertraue deinem Bauchgefühl

2014 - Man lebt so vor sich hin...

Ich hatte alle meine vorläufigen Lebensziele erreicht: Ich hatte einen soliden Job und eine hübsche Freundin, mit der ich in einer schönen Wohnung lebte. Ein neu geleaster Mercedes stand zudem in meiner Garage.

Doch manchmal ist da "plötzlich" so ein Gefühl im Bauch - und ich rede nicht vom Drang auf die Toilette zu gehen, nein. Naja jedenfalls ist da manchmal so ein Gefühl im Bauch, das man zuerst gar nicht so bewusst wahr nimmt, sich dann aber immer deutlicher bemerkbar macht. Doch was war da los? Aber wie dem auch sei, ich machte erstmal weiter wie gehabt.

2016 - So kann es nicht weiter gehen.

Ich war gelangweilt und genervt! Täglich ging ich zur Arbeit und täglich sass ich nach der Arbeit fix und fertig auf meiner geliebten roten Ledercouch. Mein Feierabend bestand aus duschen gehen, Essen kochen, Hausarbeit, sich um Dinge kümmern und danach abhängen. Ich hatte eine schöne Maisonett-Wohnung mit 3 Etagen, Terrasse und kleinem Garten in der Zentralschweiz. Kostenpunkt 2'140 CHF - und das jeden Monat. Ausserdem hatte ich mittlerweile 2 Autos, 2 Motorräder, 1 Camper-Van und seit Neustem auch eine relativ grosse Werkstatt, welche mich nochmal 1'200 CHF monatlich kostete. Um mir das alles leisten zu können habe ich mir dann in meiner eigenen Werkstatt etwas dazu verdient. Es lief nicht schlecht und ich konnte mir Werkzeuge und Maschinen leisten. Mein Besitztum wurde immer grösser, doch eigentlich war ich eine echt arme Sau! Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht. Ich hatte immer genug Geld und genoss auch irgendwie ein gewisses Ansehen. Aber ich hatte permanent zu tun, denn alles musste bewirtschaftet werden. Ich sass abends nicht mehr auf meiner Couch sondern hatte zu tun. Ach ja, und auf mein Bauchgefühl habe ich noch immer nicht gehört - dafür hatte ich viel zu wenig Zeit:

Mein Wecker klingelte täglich um 06.45 Uhr und zwei weitere darauf folgende Wecker sollten mich dann auch ganz sicher wecken. Ich ging zu meinem Arbeitgeber und arbeitete dort 8 1/2 Stunden. Danach fuhr ich zur Dönerbude und ass während der Fahrt zu meiner eigenen Werkstatt mein Abendessen. Dann arbeitete ich weiter bis etwa 22:30 Uhr. Im Anschluss noch ein Feierabendbier, dann ab nach Hause, duschen und ins Bett. Meine damalige Lebenspartnerin war nicht gerade erfreut über meinen Tagesablauf, weshalb wir uns regelmässig vor dem einschlafen gestritten haben...

Eines Tages als ich meinen gefühlt zweitausendsten Döner bestellt habe war es plötzlich soweit: Mir wurde schwarz vor Augen, ich hatte ein zuvor nie da gewesenes Ohrensausen und mein kompletter Körper war von einem leicht kribbelnden Zucken sämtlicher Muskeln geplagt. Mit letzter Kraft nahm ich eine Cola aus dem Kühlschrank und setzte mich. Ich war kreidebleich.

Fuck! Hätte ich doch mal lieber auf mein Bauchgefühl gehört.

2017 - Der Wendepunkt.

Was mir mein Bauchgefühl die letzten Jahre mitteilen wollte war mir jetzt klar. Ich brauchte Luft zum Atmen, Freiheit, Frieden und vor Allem meine verdammte Ruhe. Ach ja und der ganze Scheiss den ich besitze und um den ich mich permanent kümmern muss, den brauch ich auch nicht mehr! Grosse Verwirrung herrschte in meinem Bekanntenkreis als ich plötzlich alles bewusst schleifen liess und täglich irgendwelchen Leuten absagte. Ich hörte Sachen wie: "Der ist einfach nicht mehr der Alte" ,oder: "auf Den ist aber auch kein Verlass mehr". Anfangs liess ich mich noch von solchen Sprüchen unter Druck setzten, doch Stück für Stück wurde mir klar dass ich so keinerlei beständige Zufriedenheit erlangen werde.

Zu dieser Zeit riss ich mir bei einem Motorradunfall sämtliche Bänder meines linken Fussgelenks. Geil! endlich mal Zeit haben - und Sommer war es auch geworden :-)

Direkt im Anschluss nach meiner Krankschreibung, hatte ich Ferien und fuhr erstmal für 4 Wochen mit dem Van nach Portugal. Dort hatte ich nicht nur ein grosses Gefühl der Freiheit sondern traf auch zwei Jungs in meinem Alter die Vollzeit in Ihrem Fiat Ducato Wohnmobil lebten. Nachdem ich die beiden 2 Tage lang ausgequetscht hatte wie das so funktioniert und wie man sich das finanziell leisten kann war mir klar: Das will ich auch!

Mir war aber auch klar, dass ich auf Dauer nicht in meinem "kleinen" Mercedes 207D Campervan leben möchte. Deshalb suchte ich noch in Portugal online nach einem passenden Fahrzeug für mein Vorhaben. Ein LKW sollte es sein. Gesagt, getan: nur 4 Wochen später stand ein Steyr 680 in meiner Werkstatt. Voller Tatendrang startete ich das Projekt, doch ich merkte schnell, dass ich mir da wieder mal sehr viel Arbeit eingebrockt hatte.

2018 - Jetzt wird's Ernst.

So wird das nichts! Die Wohnung muss weg. Das teure Auto auch.

Über Ostern fuhr ich zum Entspannen für ein paar Tage nach Südfrankreich. Dort schmiedete ich meinen persönlichen Masterplan, der bis Heute super funktioniert. Hast du wenig, brauchst du wenig. Als ich von Südfrankreich zurück kam, bin ich einfach nicht mehr zurück in die Wohnung gegangen :-) Stattdessen habe ich die Kündigung eingereicht. Den Van habe ich einfach vor meiner Werkstatt geparkt. Das war der Startschuss in mein persönliches Vanlife. Stück für Stück löste ich mich von meinen Besitztümern. Mit dem Geld konnte ich wieder am LKW weiterbauen und so kam ich meinem Ziel immer näher. Anfangs war das Projekt mit meiner damaligen Freundin geplant, doch nach etwa 3 Monaten Zusammenleben im Van, stellte sich heraus, dass wir doch nicht die gleichen Interessen vertreten. Unsere Wege haben sich somit getrennt. So war ich nun komplett auf mich alleine gestellt aber irgendwie auch noch motivierter als je zuvor. Zudem hat Mia, meine Staffordshireterrier-Hündin, im Spätherbst einen Platz in meinem Leben bekommen. Sie ist seither eine grosse Bereicherung für mich. Wir regeln das jetzt Alles zusammen ;-) 

2019 - Endspurt & Ankommen

Der LKW war im Spätsommer plötzlich fertig. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich im Herbst tatsächlich auch die Werkstatt kündigen.

Meine finanziellen Ausgaben waren somit so gering wie nie zuvor. Keine Miete mehr, keine Wasser -und auch keine Stromrechnungen mehr. Der Freiheit ein Stück näher, Geil!

Wie das Schicksal so spielt, ist zudem auch noch völlig unverhofft Nadja, meine jetzige Liebe in mein Leben getreten. Seitdem läuft alles wie am Schnürchen. Ich konnte ausserdem in kurzer Zeit genug Geld ansparen und habe Ende Oktober meinen Job gekündigt, um über den Winter nach Marokko zu fahren. Ich habe weniger Geld denn je, brauche jedoch auch weniger als je zuvor. Endlich war ich angekommen. In meinem LKW habe ich alles was ich brauche - und brauche trotzdem nicht viel. Mein aktuelles Bauchgefühl ist übrigens ein sehr gutes. Es fühlt sich einfach richtig an. Und ja, das macht mich glücklich :-)

2020 - Neue Wege

Der Plan ist aufgegangen und ich durfte ein paar wunderschöne Monate auf Reisen verbringen. Es ist Ende März und ich bin gerade von meiner Überwinterungs-Reise aus Marokko, Spanien und Portugal zurückgekommen. Auch wenn nicht alles rund lief, weil ich in Marokko rund 2000 CHF für Reparaturen am Steyr bezahlen musste und Corona die Reisefreiheit einzuschränken versuchte, war ich dennoch happy. Eine grosse Veränderung stand bevor: Meine Liebste Nadja kündigte nämlich Ihre Wohnung und zog zu mir in den Steyr mit ein. Wir schmiedeten Reisepläne und bereiteten uns auf ein gemeinsames Unterwegssein vor. Auch arbeitstechnisch hat sich viel geändert. Sandgefluester ist jetzt nämlich eine Einzelfirma! Was ich eigentlich nie wollte, ist jetzt trotzdem wahr geworden. Seit Mai 2020 stehe ich euch als selbstständiger Unternehmer im Bereich Reisemobile zur Verfügung. Dies im Rahmen einer fahrenden Werkstatt. Ich hatte einfach keine Lust mehr als Angestellter auf Kommando zu agieren und habe nun deutlich mehr Freiheiten mein Leben individuell zu gestalten. So durfte ich einen Mercedes 1019 Allrad LKW im Kundenauftrag zum Expeditionsmobil umbauen. Es folgten weitere Aufträge und sogar ein weiteres Grossprojekt für das nächste Jahr war gesichert. Nadja ist als Fischverkäuferin in einer Seefischerei angestellt und fährt mit einem Verkaufswagen zu verschiedenen Schweizer Märkten. Der Plan ist, dass wir gemeinsam im November auf Überwinterungsreise gehen. Mit leichtem Verzug brachen wir nach dem ersten Schnee Anfang Dezember endlich auf.

Bedingt durch Corona blieben nicht viele Möglichkeiten offen und wir fuhren nach Portugal. Und da ist es wieder: Das Gefühl alles richtig gemacht zu haben :-)

2021 - Strukturen

Wir fühlten uns nun auf dem richtigen Weg für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu sein und genossen gemeinsam die Sonne Portugals. Ab Mai ging es dann in der Schweiz so richtig los. Die erste eigene Firma - und ich war top motiviert den Rahmen der Möglichkeiten zu erweitern. Ich liess mein Unternehmen im Handelsregister eintragen und suchte erfolgreich nach Zulieferern und Handelspartnern. Die Kundenaufträge wurden mehr und ich lernte enorm viel in allen Bereichen dazu. Vor allem eins war mir Klar geworden: Ein guter Mechaniker ist noch lange kein guter Geschäftsmann:  Kundenberatungen, Kostenvoranschläge, Termine koordinieren, Teile -und Materialbestellungen, Finanzen und Buchhaltung. Neben meinem Handwerklichen Know-How habe ich 2021 echt viel dazu gelernt. Es sind klare Strukturen entstanden und das Resultat konnte sich sehen lassen. 

Vom Volkswagen T2 Hippie-Bus, über einen Magirus-Deutz Allrad-LKW bis zum vollintegrierten Carthago Luxus-Wohnmobil, durfte ich an vielen Reisemobilen Umbauten und Optimierungen ausführen. Ausserdem habe ich wieder angefangen allgemeine Reparaturen an Fahrzeugen durchzuführen. Darin bin ich schliesslich mehr als geübt, wieso sollten meine Kunden also nicht auch davon profitieren? 

Kurz gesagt: Das Ganze wird langsam aber sicher zu einer runden Sache!

Der Unabhängigkeit wieder einen Schritt näher, machten wir uns, erneut etwas verspätet, im Dezember 2021 auf nach Griechenland. Wir hatten es wieder einmal geschafft unsere selbstgesetzten Ziele zu erreichen. Wir sind gewachsen. Geschäftlich und Privat. Das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein ist grossartig. Wir geniessen die Sonne und die wahnsinnig schöne Landschaft Griechenlands.

2022 - Feintuning

Wir scheinen unsere bevorzugte Lebensform gefunden zu haben. Wir blicken positiv in die Zukunft. Doch in den Schoss fällt einem auch bei dieser Art zu leben nichts. Deshalb machen wir uns weiter Pläne, verbessern, tüfteln an Ideen und lassen uns durch die vielen Eindrücke inspirieren. 

Wie letztes Jahr, waren wir ab Mai wieder in der Schweiz für euch da. Top motiviert! 

Im Herbst startete das bisher grösste Projekt: Ein Mercedes LAF 1113 B. Den meisten ist der Oldtimer-LKW wohl eher unter dem Namen "Kurzhauber" oder "Rundhauber" bekannt. Jedenfalls startete der Bau des dritten Expeditionsmobiles auf Lastwagen-Basis in der Geschichte der Firma Sandgefluester. Ausserdem durften wir mit unserem Steyr am Suisse Caravan Salon '22 in Bern stehen und einige von euch da draussen kennen lernen. Wir genossen diese Erfahrung sehr. 


Leider ereignete sich gegen Jahresende ein schwerer Schicksalsschlag in der Familie. Auch der Tod gehört leider zum Leben dazu. Nach einem turbulenten Jahr brechen wir im Dezember, zusammen mit den wohl letzten Zugvögeln, erneut auf in Richtung Afrika.

2023 - Expansion

Es ist April und wir befinden uns seit vier Monaten auf erneuter Überwinterungsreise. Wir haben alte Bekannte wieder getroffen und uns in der Wüste ordentlich ausgetobt. Die letzten vier Wochen standen wir an einem Strand und besonders ich war mehr oder weniger faul und antriebslos. Es ist schon eigenartig was in einem Menschlichen Kopf so alles vor sich gehen kann... Wir befinden uns bei hochsommerlichen Temperaturen im "Paradies" und trotzdem macht sich bei mir Unzufriedenheit breit. Mir fehlt die Herausforderung! In der Schweiz ist es noch zu kalt, um "draussen" Fahrzeuge umzubauen und Kunden zu bedienen. Es fühlt sich für mich an als müsste ich auf etwas warten, dass ich gerne sofort starten möchte. Die jüngsten Erfahrungen lehrten uns, dass das Leben zu kurz ist um zu warten. Meine Definition von Freiheit scheint sich verändert zu haben.

Freiheit bedeutet für uns mit dem was man macht und mit dem was man hat zufrieden und glücklich zu sein - und das möglichst jeden Tag!

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte wieder eine eigene Halle haben. Mit einem anständigen Dach über dem Kopf. Mein eigenes Reich. Die Abhängigkeit von Menschen, die uns einen Stellplatz zur verfügung stellen, sowie die Abhängigkeit von Wind, Wetter und den Jahreszeiten schränken unsere Freiheit auf Dauer doch zu sehr ein. Ausserdem wollen wir in Zukunft auch an entferntere Reiseziele gelangen, welche uns aber momentan aus diversen Gründen verwehrt bleiben.

Nur um das klar zu stellen, wir wohnen nach wie vor in unserem Oldtimer-LKW und schmieden Reisepläne :-)

Und wie nach jedem Tief, liess das Hoch nicht lange auf sich warten. Am 01.09.2023 bezog ich die Werkshalle in der Allmend 55, in 6204 Sempach CH. Ich freue mich die Firma Sandgefluester auf das nächste Level gebracht zu haben und bin Top motiviert. Ob und wie lange wir diesen Winter auf Reisen sind wissen wir noch nicht. Momentan fühlt es sich richtig an, das Geschäft weiter voran zu treiben.

Es bleibt also spannend...

Ich hoffe ich konnte dich mit meiner persönlichen Geschichte dazu motivieren, auf dein Bauchgefühl zu hören.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit.

Wie alles begann: Über mich
bottom of page